Wonderland Ave.

Foyerbühne (Studio)

von Sibylle Berg

Denken Sie, Ihr Leben sei etwas wert, und wenn ja, wie viel? Chor

 

Die Welt, wie wir sie kennen, ist vergangen. Das Konzept "Mensch" überholt. In einer Wirklichkeit, in der die künstliche Hochintelligenz sich ihrer Weiterentwicklung längst selbst angenommen hat, wirken die "Biomenschen", trotz ihrer Anpassungen an die optimal funktionalen, neutralen und rationalen Maschinen, nur noch wie überflüssige Abfallprodukte. Die Wirtschaft kommt ohne sie aus, die Wissenschaft braucht sie nicht mehr, Zwischenmenschlichkeit ist nicht mehr erforderlich, und ihr Versuch, die Überhand zu behalten, gipfelte in einer Katastrophe nach der anderen, kurz: der Homo Sapiens hat sich selbst wegrationalisiert. Was bleibt nach dem Verlust jeder nützlichen Tätigkeit noch übrig außer der Leere, der nostalgischen Trauer um die verloren gegangene gute alte Zeit, als Bäume noch keine Attrappen und Wetter noch keine programmierte Illusion waren?

Die Antwort lautet: Wonderland Avenue. Eine Anlage für sinnentleerte, wegen unzulänglicher Kompetenz ausgesonderte und vereinsamte Menschen, die in einem letzten, streng durch Maschinen überwachten Wettkampf den "perfekten Zustand" gewinnen können. Das ist das einzige, was dem in der marktwirtschaftlichen Konkurrenzgesellschaft aufgewachsenen Individuum noch das Gefühl einer Daseinsberechtigung vermitteln kann: sich mit anderen zu messen. Was aber ist der Perfekte Zustand, der winkende Hauptgewinn? Sollte nicht genau dieser Zustand mit der Optimierung des Virtuellen hergestellt werden? Ist eine andere Realität überhaupt noch denkbar? Gibt es ein Zurück? Und wann hat die Beste aller möglichen Welten aufgehört, den Menschen nötig zu haben?

 

© Rowohlt Theater Verlag, Reinbek

Diese Vorstellung liegt in der Vergangenheit

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Besetzung

Nathalie Noël

Ausstatterin

Ann-Kathrin Hanss

Dramaturgie

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