Wir sind keine Barbaren!

Foyerbühne

von Philipp Löhle

Wir bleiben zu Hause, wo‘s am schönsten ist, wo‘s ruhig ist, tönt der Heimatchor.
Aber was, wenn wir gestört werden? Vielleicht durch neue Nachbarn, die wir nicht kennen? Die lauter sind als wir, heftiger Sex haben als wir? Die nicht sind wie wir? Barbara und Mario bekommen neue Nachbarn, Linda und Paul. Nach einem holprigen Start gewöhnen die vier sich aneinander. Man plaudert freundlich, höflich, immer etwas distanziert. Die grundstückübergreifende Begeisterung für Flachbildschirme stellt sich bei einem gemeinsamen Geburtstags-Champagner ein. Die nachbarschaftliche Harmonie scheint hergestellt und ungetrübt – bis eines Nachts Klint oder Bobo oder wie er nun heißen mag aus Asien oder doch aus Afrika? auftaucht, dem wir, besser allen voran erst einmal Barbara mit größter Hilfsbereitschaft begegnet. Aber: Wir haben uns uns nicht rausgesucht. Wir sind uns selbst schon fremd genug. Wir sind uns selbst schon Problem genug, tönt wiederum der Heimatchor. Was also macht der Fremde mit uns, beziehungsweise mit den zwei Paaren Barbara und Mario, Linda und Paul? Ängste, Vorurteile, Rassismen, Mitleid, Faszination, Neid und Wut prallen aufeinander, während sie über den Fremden, den vermeintlichen Flüchtling, den vielleicht Schwarzen, eventuell Illegalen diskutieren. Wir wissen Bescheid über uns und über die Anderen, so der Heimatchor. Aber dann ist Barbara verschwunden und Klint/Bobo ebenfalls. Was ist passiert? Zwei Paare aus dem Milieu der politisch korrekten Prosecco-Trinker liefern mit ihrem Smalltalk eine herrlich bissige Komödie, die unter der amüsanten Oberfläche politisches Theater verspricht.

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