Die Nashörner
von Eugène Ionesco
Deutsch von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel
ab 16 Jahren
Straßenszene. Eine französische Provinzstadt, idyllisch wie man sie sich am Sonntagvormittag vorstellt. Das Bistro hat geöffnet, man nimmt einen Kaffee oder besser noch einen Aperitif, einen Pastis zu sich und genießt das Leben. Dazu haben sich die sehr gegensätzlichen Freunde Bèrenger, ungepflegt, etwas verkatert, und Jean, korrekt gekleidet mit Schlips und Kragen, verabredet. Beide sind Büroangestellte, Bèrenger eher mit Abneigung – außer für seine Kollegin Daisy –, Jean fast mit Leidenschaft. Als beide ihr gemeinsames sonntägliches Ritual mit kleinen Reibereien vollziehen, ereignet sich etwas Außergewöhnliches: Rhinozerosse, Nashörner stampfen durch die Stadt. Erst vernimmt man ihr Stampfen, dann streiten die Menschen, ob es eins oder zwei Tiere waren und diskutieren deren Herkunft. Dann entdecken sie, dass es tatsächlich immer mehr Nashörner in der Stadt werden. Es sind die Bewohner selbst, die sich nach und nach in die bösartigen Tiere verwandeln, die alles niedertrampeln. Manch einer vollzieht diese Metamorphose mit Eifer, ein anderer widerwillig, aus bloßem Gruppenzwang. Nur Bèrenger und seine Kollegin Daisy, die sich ihre gegenseitige Zuneigung offenbart haben, wehren sich gegen diese „Mode“. Doch ihre Liebe ist nicht stark genug. Daisy schließt sich der überwältigenden Mehrheit an. Bèrenger bleibt der einzige Individualist in der Stadt: „Ich bin der letzte Mensch! Ich werde es bleiben bis zum Ende! Ich kapituliere nicht!“.
Dem 1912 in Rumänien geborenen französischen Dramatiker Eugène Ionesco ist es mit dem absurd-komischen Theaterstück „Die Nashörner" gelungen, einen exemplarischen Text über die Barbarei ideologischen Massenwahns und die Gleichschaltung der Bürger überzeugend und witzig für die Bühne zu gestalten.
© Theaterverlag Desch vertreten durch Felix Bloch Erben, Verlag für Bühne, Film und Funk, Berlin
Diese Vorstellung liegt in der Vergangenheit
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