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70 Jahre Theatergeschichte

Nachdem es immer wieder verschiedene Theateraktivitäten gegeben hatte, wurde in der Lutherstadt im Jahr 1945 von Felix Ecke das sogenannte erste deutsche Nachkriegstheater gegründet. Diese ersten Bestrebungen für ein Theater mit fester Spielstätte hatten allerdings nur wenige Jahre Bestand. Erst im Jahr 1956 zog das drei Jahre zuvor im Klubhaus der Jugend und des Sports gegründete Thomas-Müntzer-Theater in das umgebaute ehemalige Terrassen-Café an der Landwehr ein. Nach der politischen Wende im Jahr 1990 sah sich das Theater mit dem Zusammenbruch seiner bisherigen Zuschauerstruktur und der Schließung zahlreicher, bis dahin regelmäßig bespielter Gastspielorte konfrontiert. Das Haus wurde von da an unter dem Namen Landesbühne Sachsen-Anhalt weiter geführt. Intensive Bemühungen zur Rettung der Sparte Musiktheater und des Orchesters scheiterten am Geldmangel; sie mussten 1993 aufgegeben werden.
Zunächst Bürgertheater dann Thomas-Müntzer-Theater genannt, später Landesbühne Sachsen-Anhalt anschließend Kulturwerk MSH und nun ganz einfach Theater Eisleben. In Hochzeiten arbeiteten hier über 200 Menschen, heute sind es 45.

70 Jahre Theatergeschichte in Etappen:

  • 11. Oktober 1953: Gründungsakt und erste Premiere des Thomas-Müntzer-Theaters im Klubhaus der Jugend und des Sports mit Uraufführung von „Thomas Müntzer in Mühlhausen“
    Erster Intendant: Herbert Roehmelt (72 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter)
  • 25. Dezember 1956: Umzug in eigenes Haus, umgebautes Terrassen-Café an der Landwehr, erste Vorstellung „Der Raub der Sabinerinnen“
  • 1. August 1960: Übernahme Musiktheater-Ensemble Stadttheater Köthen, mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  • 21. August 1960: Intendant Herbert Keller eröffnet „Volltheater" mit komischer Oper „Der Waffenschmied“ (Albert Lortzing)
  • 1. August 1964: Beginn Intendanz Gerhard Neumann ⇒ engere Verknüpfung zw. Theater & Mansfeld-Kombinat
  • Anfang 1970er Eröffnung zweite Spielstätte im Haus: Foyertheater
  • 1. September 1975: Beginn Intendanz Manfred Müller-Kuhl
    nach bautechnischer Prüfung droht Sperrung des Gebäudes - kann mit Erfüllung seitenlanger Auflagen abgewendet werden
  • 1. Februar 1980: Intendant Klaus-Dieter Braun
  • 1. Februar 1987: Intendant Frank Hofmann
  • 9. Oktober 1989: Mauerfall ⇒ Zusammenbruch Zuschauerstruktur, Wegfall vieler Abstecherorte
  • 5. Mai 1990: Umbenennung in Landesbühne Sachsen-Anhalt
  • 1993: Gründung Orchesterfördervereines (heute Verein der Freunde des Theaters e. V.)
  • 23. Januar 1993 letzte Musiktheaterpremiere „Die Zauberflöte“
  • Sommer 1993: Schließung Musiktheatersparte & Orchester, 93 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  • 4. Oktober 1994: Beginn Intendanz Ulrich Fischer
  • 1995 Sanierungsarbeiten: neuer Bühnenfußboden, neue farbliche Gestaltung des Zuschauerraums
  • 1996 weitere Sanierungsarbeiten: Neuaufbau Foyerbühne und Zuschauerraum
  • Oktober 1999: Premiere „Hamse mal ne Mark – im Konsum, da gibt’s Quark“ mit mehr als 200 Vorstellungen, die am meisten gespielte Inszenierung, läuft bis 2010
  • 27. September 2003: Premiere „Faust. Der Tragödie erster Teil“ zum 50. Geburtstag des Theaters
  • 2010: Überführung Zweckverbands in gGmbH
  • Juni 2013: komplette Streichung der Landesmittel geplant! Nach vielen Protesten im Land zahlt Land Sachsen-Anhalt ein Drittel des ehemaligen Zuschusses, fordert dafür „Transformation“ der Landesbühne in ein Kulturwerk, 38 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
  • Ende 2018: Nachfolgeregierung korrigiert Kürzungen der jährlichen Zuschüsse, Haus darf seither wieder ein Theater sein und auch so heißen
  • 2023: Anbau Fahrstuhl und behindertengerechte Toilette, Neubau Werkstätten (Malsaal und Tischlerei) am Theater, 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  • 30. September 2023: Premiere „Faust. Der Tragödie erster Teil“ zum 70. Geburtstag des Theaters

 

Intendanten des Thomas-Müntzer-Theaters/ der Landesbühne Sachsen-Anhalt/ des Theaters Eisleben

Herbert Roehmelt (1953–1959)
Herbert Keller (1959–1964)
Gerhard Neumann (1964–1975)
Manfred Müller-Kuhl (1975-1980)
Klaus-Dieter Braun (1980–1986)
Frank Hofmann (1987–1994)
Ulrich Fischer (seit 1994)

Theater Eisleben heute

Das Einsparten-Schauspielhaus in der Lutherstadt Eisleben zeigt heute in jeder Spielzeit knapp ein Dutzend Premieren sowie verschiedenste Repertoirestücke und szenische Lesungen aller Genres für Erwachsene, Jugendliche und Kinder auf zwei Bühnen und lädt damit immer wieder zum Lachen, Weinen und Genießen aber auch Nachdenken ein. Neben den hauseigenen Inszenierungen laden die Eisleber Bühnen mit einem abwechslungsreichen Gastspielprogramm von Musiktheater und Ballett über Kabarett, Lesungen und klassischen sowie populären Konzerten ein.
Es reiht sich in die vielfältige Theater- und Kulturlandschaft in Sachsen-Anhalt und Mitteldeutschland ein. Es bespielt in seiner Tradition als Landesbühne verschiedene Spielstätten in der Region, zu denen u.a. das Carl-Maria-von-Weber Theater in Bernburg, das Theater Naumburg, das Salzlandtheater Staßfurt, das Ständehaus Merseburg oder das Bestehornhaus sowie das Europa-Rosarium Sangerhausen gehören. Darüber hinaus werden mit Klassenzimmerstücken auch Schulen über die Stadt- und Landkreisgrenzen hinaus besucht.

 

Das Theater Eisleben sieht sich einer gesellschaftlichen Relevanz verpflichtet, welche sich in seinem Spielplan wiederspiegelt. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und insbesondere auch die Beschäftigung mit der jüngeren Geschichte der ehemaligen DDR. Es formuliert die wichtigen Werte wie Toleranz, Demokratie, Achtung der Menschenwürde und Vielfalt in seinem Spielplan und sieht sich insgesamt als Spiegel gesellschaftlicher Prozesse und Ort des Austauschs.